Schnittlauch

Schnittlauch ist für mich mehr als nur ein grünes Kräuterbüschel am Tellerrand. Als 35-jährige Redakteurin aus Europa habe ich in unzähligen Küchen gestanden – vom norddeutschen Bauernhof bis zur kleinen Stadtwohnung in Lissabon – und erlebt, wie vielseitig und unverzichtbar dieses zarte Lauchgewächs ist. Schnittlauch verleiht Alltagsgerichten eine frische, pfeffrige Note, wirkt optisch wie ein Frischeversprechen und beweist, dass Kulinarik nicht kompliziert sein muss. Es ist das Kraut, das man schnell mit der Schere snippt, über dampfende Kartoffeln streut, in cremige Dips rührt oder als feines Topping auf knusprigen Omeletts genießt. Schon meine Großmutter hat Schnittlauch mit einer Selbstverständlichkeit benutzt, die mich bis heute prägt: Er gehört einfach dazu – wie Salz, Pfeffer und ein gutes Olivenöl.

Botanisch betrachtet gehört Schnittlauch (Allium schoenoprasum) zur Familie der Lauchgewächse und ist eng mit Zwiebeln, Knoblauch und Bärlauch verwandt. Der Geschmack ist jedoch milder und frischer, fast schon federleicht. Seine röhrenförmigen, sattgrünen Halme sind voller ätherischer Öle, die ein feines, zwiebeliges Aroma entfalten, ohne dabei zu dominant zu werden. Besonders spannend finde ich, dass Schnittlauch nicht nur kulinarisch überzeugt, sondern auch optisch: Die zarten, violetten Blüten sind essbar und setzen in Salaten oder auf sommerlichen Tartes duftige Akzente. Ein Kollege von mir schwört darauf, Blütenbutter aus Schnittlauchblüten herzustellen – sie löst sich auf warmem Brot wie ein kleines Gedicht.

Was ich an Schnittlauch besonders schätze, ist seine Alltagstauglichkeit. Er wächst zuverlässig in Töpfen auf der Fensterbank, auf kleinen Balkonen und natürlich üppig im Garten. Ich erinnere mich an eine Reise nach Südtirol, wo mir eine Wirtin erklärte, dass sie drei Schnittlauchtöpfe versetzt anpflanzt, damit immer einer in Bestform steht. Das ist ein Tipp, den ich übernommen habe. So habe ich ganzjährig frischen Schnittlauch zur Hand und kann spontan verfeinern. Wichtig ist, Schnittlauch regelmäßig zu schneiden, damit er kompakt nachwächst. Und immer mit der Schere arbeiten – das schont die zarten Halme und bewahrt die Struktur.